Die Ge-Na Studie hat gezeigt, dass der Glaube im nachhaltigen Handeln einen Unterschied ausmacht. Anna-Lena Moselewski, Co-Leiterin der Studie, hat erste Ideen gesammelt, wie die Schöpfung im gelebten Glauben eine größere Rolle spielen kann.
Bäume umarmen? Naturbetonte Lieder singen? Outdoor-Gottesdienste feiern? Was genau ist eigentlich Schöpfungsspiritualität? Der Begriff Spiritualität leitet sich vom lateinischen Wort spiritus ab und bedeutet übersetzt so viel wie „Luft“ oder „Hauch“. Oft wird er auch frei als „Atem“, „Seele“ oder „Geist“ übersetzt.
Verbindung zum Leben
Im ersten Testament ist es der Geist Gottes (ruach), der Leben spendet und der in der Schöpfungsgeschichte dem Menschen eingehaucht wird. Der Mensch kann ohne Atem nicht leben und so sehnt sich der Mensch nach der Verbindung zum Leben. . Spiritualität ermöglicht Leben und verwandelt und verändert Menschen. Vielleicht trifft es die Umschreibung gut, christliche Spiritualität als gelebten Glauben zu definieren, der sich durch eine liebende Beziehung des Menschen zu Gott und der Welt ausdrückt. Dreh- und Angelpunkt christlicher Spiritualität sind dabei natürlich der dreieine Gott der Bibel und Jesu Leben, Wirken, Tod und Auferstehung zur Versöhnung der ganzen Welt mit Gott.
Schöpfungsgemeinschaft
Die christliche Schöpfungsspiritualität lenkt dabei den Blick ganz bewusst auf eine Dimension, die in den letzten Jahrzenten, ja vielleicht sogar Jahrhunderten, eine zu geringe Rolle in unserem geistlichen Leben gespielt hat: die Schöpfungsgemeinschaft und unsere Rolle als Menschen in der Welt. Denn nach Genesis 1,31 ist die ganze Welt, alles, was Gott gemacht hat, sehr gut: die Tiere, die Erde, die Pflanzen und die Menschen. Und alle leben in einer Gemeinschaft, einer Beziehung, sie sind durch Gott und auf ihn hin geschaffen (Kolosser 1,16f.). Der Mensch wurde zugleich als Gottes Ebenbild und als „Erdling“ geschaffen (Adam leitet sich ab von hebräisch adamah = Erdboden). Er erhält von Gott den Auftrag und das Privileg, segensreich mitzuwirken, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren. Zugleich ist er selbst Teil davon sowie als „Erdling“ auf sie angewiesen.
Gerade angesichts der zahlreichen sozialen und ökologischen Herausforderungen, die durch den menschlichen Konsumdrang und die damit verbundene Umweltzerstörung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen entstehen, ist es umso wichtiger, den Menschen wieder stärker als Teil der von Gott eingesetzten Schöpfungsgemeinschaft zu verorten und dies vor allem auch ganz praktisch im geistlichen Leben, im Alltag und der Gemeinde einzuüben. Denn nachhaltiges Verhalten ist ein Teil der Schöpfungsverantwortung, die Gott dem Menschen übergibt und trägt dazu bei, die globalen Lebensbedingungen der ganzen Schöpfung zu verbessern und die Ressourcen gerechter zu verteilen. Und nicht nur das: Wir müssen darüber sprechen und einüben, was dies auch für das Herzstück unseres Glaubens, das geistliche Leben, bedeutet.
Dieser Artikel ist in der AndersLeben Zeitschrift im SCM-Verlag 08/24 erschienen.